Helmut Newton meinte mal: Die ersten 10.000 Bilder sind die schlechtesten. Das verdeutlicht, welche Unsummen an Bildern Fotografen im Laufe ihres Lebens anhäufen können. Digitalfotos haben neben vielen Vorteilen aber einen gravierenden Nachteil im Gepäck: Eine Unachtsamkeit genügt – und das Archiv eines Fotografen steht wieder bei 0.

Datensicherungen sind wie die Vorsorgeuntersuchung beim Arzt: unkompliziert, jeder weiss, dass er es machen sollte, kaum einer macht’s aber. Passiert schon nix. Oder doch? Ein bisschen Panik gefällig? Hier ein paar mögliche Ursachen für Datenverluste:

  • Headcrash der Festplatte
  • Spannungsspitzen im Stromnetz
  • Blitzschlag
  • Wasserrohrbruch
  • Einbruch (Diebstahl/Vandalismus)
  • Computerviren
  • menschliches Versagen

Passiert schon nix davon? Da bin ich anderer Meinung. Ich habe bereits 2005 eine Festplatte durch einen Überspannungsschaden verloren, 2008 eine durch Headcrash. Von menschlichem Versagen reden wir mal gar nicht – wer hat noch nicht aus Versehen eine Datei gelöscht? Versicherungen können u.U. den Schaden an der Hardware ersetzen, aber  verlorene Fotos können oft nicht oder nur unter erheblichem finanziellen Aufwand von professionellen Dienstleistern gerettet werden. Ich hatte Glück, auf meiner 2005 „gebratenen“ Festplatte lagen nur ein paar Computerspiele, 2008 betraf der Datenverlust mein Foto-Archiv, doch dieses Mal hatte ich eine Datensicherung in petto – man lernt ja dazu.


Bevor nun jemand gedanklich das Wort „RAID“ einstreut oder in Erwägung zieht: Ein RAID ist KEINE Datensicherung. Ein RAID1 kann lediglich vor dem Headcrash einer einzelnen Festplatte schützen. Die anderen o.g. Ursachen betreffen im Regelfall RAIDs gleichermaßen. Ein RAID0 vervielfacht das Risiko sogar noch.

Wie geht man also am besten an die Sache heran? Datensicherung ist ein laufender Prozess, für den man eine konkrete Strategie benötigt, die man auch langfristig beibehält und regelmäßig durchführt. Sonst bringt das alles nichts.

Ich empfehle als Basis die 3-2-1-Regel:

  • DREI: Jede Bilddatei sollte mindestens 3mal vorliegen. 3 Dateien auf 3 Laufwerken; nur mit einer davon wird gearbeitet
  • ZWEI: Zwei unterschiedliche Medientypen sollte man einsetzen, z.B. Festplatte und DVD/Blu-Ray oder Flash-Speicher
  • EINS: Eines der Medien sollte entweder räumlich getrennt oder zumindest nicht irgendwo angeschlossen sein

Datensicherungen auf dem Stand der Technik halten:
Heute sind DVD-Laufwerke und USB-Anschlüsse am Rechner Standard, aber das waren 5,25-Zoll-Diskettenlaufwerke vor 20 Jahren auch. Wie lange eine beschreibbare DVD zuverlässig archivierbar ist, ist ebenfalls von den Umständen und vom Rohling abhängig. Zeichnet es sich ab, dass ein Medium oder eine Schnittstelle langsam aber sicher nicht mehr in neuen Rechnern unterstützt wird, sollte man es umgehend ablösen. Bitte die Sicherungsmedien jährlich auf ihre Funktion überprüfen, um nicht eines Tages mit drei nicht mehr lesbaren Laufwerken dazustehen.

Auch Formate können veralten.
Jpeg ist ein Format, das wohl noch für ein paar Computergenerationen lesbar bleibt. Bei RAW-Dateien wird es schon komplizierter – was nicht zuletzt daran liegt, dass sich die Hersteller noch nicht auf einen Standard einigen konnten. Wer sich eine Option offen halten will, dass seine RAW-Dateien ein bisschen zukunftssicherer werden, kann sie zusätzlich zu den bestehenden Dateien in Adobes DNG-Format konvertieren. Wenn man die hoffentlich routinemäßige jährliche Prüfung der Laufwerke (s.o.) durchführt, sollte man ebenfalls prüfen, ob das aktuelle Bildbearbeitungsprogramm noch mit den alten RAW-Dateien klar kommt.

Fazit:
Greift zu, holt euch eine externe 2,5″-Festplatte – weitestgehend wird hier nichtmal ein Netzteil benötigt und Backup-Software ist auch oft inklusive. Dazu noch ein paar DVD-Rohlinge. Dürfte insgesamt um die 100,- € kosten. Das sollten euch eure Fotos wert sein, selbst wenn ihr euch noch im Lernprozess der ersten 10.000 befindet.